Das Lob vernahmen Millionen Fernseh-Zuschauer. Doch die eigentlichen Adressaten hörten es nicht. "Das waren super Bedingungen", schwärmte Richard Freitag am Sonntag im ZDF-Interview über die Arbeit von 750 Helfern bei der Team-Tour in Oberstdorf. Zu diesem Zeitpunkt waren die Helfer freilich noch rund um die Heini-Klopfer-Skiflugschanze beschäftigt. Die fünfte Team-Tour steuerte mit den letzten Springern im Mannschaftswettbewerb gerade auf die entscheidende Phase zu. Den Sieg im Gesamtklassement der Serie holten sich die überragenden Norweger vor Slowenien und Österreich. Die deutsche Mannschaft kam nach insgesamt vier Wettkämpfen in Willingen, Klingenthal und Oberstdorf auf den vierten Platz. Tags zuvor hatte Richard Freitag mit seinem zweiten Weltcupsieg für Euphorie im Stillachtal gesorgt. Insgesamt verfolgten laut Veranstaltern 26 900 Fans Qualifikation und die beiden Wettbewerbe in Oberstdorf. "Es ist schon ein irres Feeling, wenn es auf die 200 Meter Marke zugeht", brachte der Vorsitzende des SC Oberstdorf, Dr. Peter Kruijer, die Faszination auf den Punkt. Im kommenden Jahr freilich macht die Team-Tour eine Pause wegen der Olympische Spiele in Sotschi/Russland (7. bis zum 23. Februar). FIS-Renndirektor Walter Hofer geht davon aus, dass die Team-Tour danach weitergeführt wird. Entschieden wird darüber allerdings erst nach der Saison im Frühjahr 2013. Auch über mögliche Änderungen wird bei der FIS diskutiert. So gibt es Überlegungen, Skispringen der Männer und Frauen sowie Wettkämpfe in der Nordischen Kombination besser zu verzahnen.
Bundestrainer Werner Schuster hofft - genau wie die Veranstaltungsorte - , dass die Team Tour im Programm bleibt. "Mir gefällt sie von Jahr zu Jahr besser. Sie kurz davor, sich zu etablieren. Es wäre schade, wenn sie gerade jetzt eingestellt würde", sagte er am Rande Veranstaltung - und zwar noch bevor Richard Freitag die schwarze Serie der deutschen Springer an der Heini-Klopfer-Skiflugschanze mit dem ersten DSV-Sieg seit zwölf Jahren beendete. Auch Lokalmatador Karl Geiger (20, SC Oberstdorf) will nach seinem starken Auftritt (Platz 20 im Einzel) 2015 erneut vor heimischem Publikum durch die Luft segeln. Am Samstag war er mit 195 Metern im zweiten Durchgang nicht weit entfernt von der "magischen" 200-Meter-Marke. Von solchen Weiten konnten die Männer der ersten Stunde nur träumen, erzählte der langjährige Sportfunktionär Oskar Fischer, 74, aus Oberstdorf. Im Jahr des Schanzenbaus 1950 sprang Sepp Weiler vom SC Oberstdorf einen Weltrekord - mit 127 Metern. Auf der 1973 umgebauten Skiflugschanze hätte er sich am Wochenende damit nicht für das Einzel der besten 40 Springer qualifiziert.
So war für den Allgäu-Griechen Nico Polichronidis mit 138 Metern Endstation. Dennoch darf der 23-Jährige vom SC Oberstdorf als erster griechischer Skispringer an der Nordischen Ski-WM in Val di Fiemme/Italien teilnehmen - und will dabei mehr zeigen als frühere Exoten vom Schlage "Eddie the Eagle". "Ich versuche, es professioneller zu machen", kündigte Polichronidis an.
Tobias Schuhwerk, Allgäuer Zeitung