Eine Frage des Blickwinkels
Der Finne Aapo Laiho war 2005 WM-Helfer in Oberstdorf. In Lahti hat er nun als Foto-Chef 200 Fotografen betreut. Der 32-Jährige liebt spektakuläre Arbeit mit der Kamera
Zufrieden sitzt Aapo Laiho im Pressezentrum der Nordischen Ski-WM in Lahti. Die letzten Fotografen klappen ihre Laptops zusammen und verstauen ihre Teleobjektive. Mit einem Grinsen im Gesicht verfolgt der 32-jährige Finne die Szenerie und lässt die vergangenen Tage im Schnelldurchlauf vor dem geistigen Auge vorbeiziehen. Dann nickt er und sagt im Allgäuer Dialekt: „Alles ist gut und unfallfrei abgelaufen.“
Den Dialekt hat er in Oberstdorf gelernt: „Ich kam 2003 als Austauschschüler erst nach München und dann blieb ich ein Jahr in Oberstdorf. Nach dem Abitur kehrte ich immer wieder zurück ins Allgäu.“ Als freiwilliger Helfer war er 2005 bei der WM in Deutschlands südlichster Gemeinde im Einsatz. Danach war er ein Jahr Skilehrer und ging auch als Langläufer für den SC Oberstdorf an den Start.
Das ist Geschichte. Jetzt hat er sich gefreut über die vielen emotionalen Momente der Weltspiele in Langlauf, Skisprung und Nordischer Kombination. Als WM-Fotochef war er für alle Belange der über 200 Fotografen im Stadion verantwortlich – ein Knochenjob, der Fingerspitzengefühl verlangt. Aapo Laiho spricht immerhin Finnisch, Schwedisch, Norwegisch, Englisch und Deutsch fließend. „Meine Mission war es, eine Weltklasseveranstaltung für die Fotografen zu schaffen“, sagt er. Dafür hat er sich über ein Jahr vorbereitet: „Seit Weihnachten ging es in die heiße Phase.“ Da half ihm seine jahrelange Erfahrung als Fotograf für die Sportbildagentur „NordicFocus“.
Dabei hat es ihn immer wieder in den Fingern gejuckt, vor allem, wenn er die Fotografen beim Zieleinlauf im Langlaufstadion begleitete: „Da hatte
ich schon Sehnsucht und dachte mir aus, wie ich den Zieleinlauf aufnehmen würde.“ Auch beim Skispringen erkannte er gute und weniger gute Positionen früh: „Das habe ich so oft gemacht, dass das alles auch gleich wieder automatisch funktionieren würde.“
Die spektakulärste Fotoaktion machte er am letzten Wettkampftag mit drei Agenturfotografen beim Langlauf: „Wir gingen auf den höchsten Punkt von
Lahti, das Dach der Skisprungschanze und fotografierten den 50-km-Langlauf senkrecht von oben.“ Entsprechend habe er viele positive Rückmeldungen zu den spektakulären Bildern bekommen. Jetzt ist Aapo Laiho wieder als Allgemeinarzt in einer Gemeinschaftspraxis der Gemeinde Kouvola, eine Stunde östlich von Lahti, tätig – als Arzt und zusätzlich in der Notfallaufnahme. Erst ab der kommenden Woche greift er wieder zur Kamera und fotografiert Laufsport-Events.
Im Frühjahr will der Finne wieder ins Allgäu, um Freunde in Oberstdorf zu besuchen. „Finnland sind für mich Seen, Wälder, dunkle Winter, helle Sommer. Das Allgäu sind Berge und Kühe“, sagt Laiho.
Text: Ralf Lienert | Allgäuer Anzeigeblatt 08.03.2017